Bühnenpräsenz
Bühnenpräsenz, was ist das eigentlich?
Bühnenpräsenz ist für Solisten wie auch für Chöre ein wichtiger Bestandteil jeder Aufführung. Doch was bedeutet Bühnenpräsenz im Chor eigentlich? Anders als bei Einzelkünstlern, bei denen der Fokus oft auf der Person des Sängers oder der Sängerin liegt, geht es im Chor um das gemeinsame, kollektive Erleben und Präsentieren von Musik. Bühnenpräsenz im Chor umfasst weit mehr als das bloße Singen – sie bezieht sich auf die Art und Weise, wie der Chor sich als Gesamtheit auf der Bühne präsentiert, wie er den Raum einnimmt und mit seinem Publikum kommuniziert. Aber was gehört konkret dazu, um als Chor eine starke Bühnenpräsenz zu entwickeln? Hier sind drei zentrale Aspekte:
1. Nimmt der Chor sich als Bühnendarsteller wahr?
Die erste Voraussetzung für eine starke Bühnenpräsenz ist, dass der Chor sich überhaupt als „Bühnendarsteller“ wahrnimmt. Ein Chor, der sich lediglich als musikalische Gruppe versteht, die ihren Text und ihre Noten abspult, wird auf der Bühne oft wenig ausstrahlen. Es ist entscheidend, dass die Chormitglieder aktiv in die Gestaltung ihres Auftritts investieren. Dies bedeutet, dass sie sich selbst immer auch aus der Perspektive des Publikums betrachten: Wie wirkt unser Auftritt? Wie kommunizieren wir mit den Zuschauer*innen? Dies umfasst nicht nur das richtige Ein- und Ausgehen auf die Bühne (Auf- und Abtritt), sondern auch die bewusste Gestaltung des gesamten Auftritts. Hierzu gehört, dass der Chor ein abwechslungsreiches Programm bietet, das den Zuschauer immer wieder überrascht – sowohl durch die Wahl der Lieder als auch durch deren Darbietung. Unbekannte Stücke sollten mit genauso viel Hingabe präsentiert werden wie bekannte, und langweilige Moderationen sind ein absolutes No-Go. Der Chor sollte die Zuschauer aktiv mit einbeziehen und unterhaltsam, aber auch informativ moderieren, sodass das Publikum das Gefühl hat, auf einer emotionalen Reise zu sein.
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2. Kann der Chor seine Lieder emotional unterschiedlich darbieten?
Ein Chor mit echter Bühnenpräsenz kann seine Lieder nicht nur technisch perfekt vortragen, sondern auch die emotionalen Facetten der Musik lebendig machen. Ein wichtiger Bestandteil der Bühnenpräsenz ist, wie der Chor es schafft, unterschiedliche Gefühle beim Publikum hervorzurufen: Freude, Melancholie, Überraschung oder sogar Lachen. Musik hat eine starke emotionale Kraft, und ein Chor muss in der Lage sein, diese Kraft zu nutzen, um das Publikum zu berühren und mitzureißen. Die Sänger*innen sollten sich der emotionalen Botschaft des Liedes bewusst sein und diese durch ihre Mimik, ihre Körperhaltung und ihre Stimme transportieren. So wird ein Stück nicht nur als Musik gehört, sondern als Erlebnis wahrgenommen, das beim Publikum eine Reaktion hervorruft – sei es in Form von Staunen, Lachen oder Rührung. Ein Chor, der diese emotionale Vielseitigkeit beherrscht, sorgt für unvergessliche Auftritte, die beim Publikum noch lange nachklingen.
3. Sind die SängerInnen wach im Hier und Jetzt?
Die größte Herausforderung für jeden Chor besteht darin, im „Hier und Jetzt“ präsent zu sein. Auch wenn viele Chorstücke intensiv geprobt und auswendig gelernt werden, darf dies nicht dazu führen, dass die Sänger*innen auf der Bühne das Gefühl haben, ein „gelerntes Programm abzuspulen“. Es ist wichtig, dass jeder Chorist und jede Choristin in jedem Moment der Aufführung wach und spontan bleibt. Spontane Reaktionen auf die Musik, auf den Moment und auf die Interaktion mit anderen Choristen können eine enorme Wirkung entfalten. Wenn der Chor sich von der Musik treiben lässt und auf die subtilen emotionalen Schwingungen im Raum reagiert, entsteht eine viel stärkere Verbindung zum Publikum als bei einer rein technischen Darbietung. Bühnenpräsenz bedeutet also auch, präsent zu sein – nicht nur mit der Stimme, sondern auch mit dem Geist und dem Körper. Diese Wachsamkeit sorgt dafür, dass der Chor in jedem Moment lebendig bleibt und das Publikum das Gefühl hat, dass es sich um eine einzigartige und einmalige Darbietung handelt.
Fazit
Bühnenpräsenz im Chor ist mehr als nur das Singen von Tönen. Sie erfordert eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Auftritt und der Musik, die über das technische Repertoire hinausgeht. Ein Chor mit echter Bühnenpräsenz ist sich seiner Rolle als Darsteller bewusst, spielt aktiv mit den Emotionen der Musik und bleibt im Hier und Jetzt präsent. So entsteht eine Darbietung, die das Publikum emotional fesselt und eine Verbindung schafft, die weit über das bloße Singen hinausgeht. Wer als Chor Bühnenpräsenz entwickelt, verwandelt jedes Konzert in ein unvergessliches Erlebnis für alle Beteiligten.
Wie wir bei Chorliebe Bühnenpräsenz üben
Bühnenpräsenz ist für uns bei Chorliebe ein wesentlicher Bestandteil jeder Aufführung. Wir glauben, dass eine starke und authentische Bühnenpräsenz nur durch kontinuierliche Praxis und gezielte Übungen entwickelt werden kann. Deshalb nehmen wir uns bewusst die Zeit, nicht nur an unseren Gesangskünsten zu arbeiten, sondern auch an der Art und Weise, wie wir als Chor auftreten und mit unserem Publikum kommunizieren. Hier sind drei wichtige Methoden, die uns helfen, unsere Bühnenpräsenz zu stärken:
1. Auftreten lernt man durch Auftreten
Das wichtigste Mittel, um Bühnenpräsenz zu entwickeln, ist einfach: auftreten! Darum nutzen wir jede Gelegenheit, vor Publikum zu singen. Wir treten regelmäßig öffentlich auf – sei es bei Konzerten, Events oder anderen Gelegenheiten – aber wir laden auch immer wieder Menschen zum Zuhören in unsere Proben ein. Der direkte Kontakt zu einem Publikum, selbst in einer ungezwungenen Probe, ist für uns von unschätzbarem Wert. Es hilft, die Nervosität abzubauen und sich mit der Situation vertraut zu machen.
Zudem nutzen wir moderne Technologien, um uns selbst zu beobachten und zu reflektieren. Das Aufnehmen mit Kamera oder Smartphone erzeugt das Gefühl, beobachtet zu werden, und hilft uns, uns in die Bühnensituation hineinzuversetzen. Wenn wir uns selbst auf Video sehen, können wir sehen, wie wir wirken, und sehen, wo noch Potential für mehr Präsenz oder Ausdruckskraft steckt. Diese Selbstreflexion ist ein wichtiger Bestandteil unserer Entwicklung, um uns immer weiter zu verbessern.
2. Lampenfieber bewältigen
Lampenfieber ist eine der größten Hürden auf dem Weg zu einer starken Bühnenpräsenz. Was nützt einem die beste Vorbereitung, wenn man im entscheidenden Moment auf der Bühne vor Angst erstarrt oder alles wie hinter einem Schleier an einem vorbeizieht? Wir bei Chorliebe sind uns bewusst, dass Lampenfieber ein natürlicher Teil des Auftritts ist, aber wir möchten uns von ihm nicht beherrschen lassen. Zu einer starken Bühnenpräsenz gehört vor allem, dass der Chor seinen Auftritt genießen kann. Denn nur wenn wir entspannt und angstfrei sind, können wir wirklich im „Hier und Jetzt“ sein und unsere Musik voll und ganz leben.
Deshalb machen wir regelmäßig (mentale) Übungen zur Bewältigung von Lampenfieber. Wir lernen, uns vor Auftritten zu entspannen, tief durchzuatmen und uns in eine positive, selbstbewusste Haltung zu versetzen. Dies hilft uns, die Nervosität zu kontrollieren und mit Freude und Energie auf der Bühne zu stehen. Diese Übungen sind so wichtig, weil sie uns ermöglichen, unsere Auftritte nicht nur als „Technik“ zu betrachten, sondern als kreative, lebendige Erlebnisse.
3. Unsere Auftritte als Gesamtkunstwerk verstehen
Bei Chorliebe verstehen wir unsere Auftritte nicht nur als Gesangsdarbietung, sondern als Gesamtkunstwerk, das alle Aspekte eines Auftritts umfasst – von der Musik bis zur Bühnenpräsenz. Es geht nicht nur darum, die richtigen Töne zu treffen oder die Choreografie einzuüben, sondern auch um die Moderation, das Spiel mit der Bühne und die Interaktion mit dem Publikum. Unsere Moderationen sind Teil des Auftritts und wir üben sie genauso wie die Musikstücke. Eine gute Moderation ist nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam und hilft, eine Verbindung zum Publikum herzustellen.
Die Nutzung der Bühne ist ebenso wichtig. Wir sind uns bewusst, dass die Bühne mehr ist als nur der Raum, in dem wir singen – sie ist ein Teil unseres Ausdrucks. Wir üben bewusst, uns auf der Bühne zu bewegen, mit Blickkontakt und Körpersprache zu kommunizieren und die Dynamik zwischen uns als Chor und unserem Publikum aktiv zu gestalten. Diese kleinen, aber entscheidenden Details tragen dazu bei, unsere Wirkung auf das Publikum zu verstärken und eine unvergessliche Aufführung zu schaffen.
Mit jedem Auftritt verbessern wir so unsere Bühnenpräsenz und erhalten durch Applaus und Rückmeldungen eine Bestätigung für unsere Arbeit. Dieses Feedback motiviert uns, uns weiter zu entwickeln und die nächsten Auftritte noch sicherer und ausdrucksstärker zu gestalten. Durch diese kontinuierliche Verbesserung und das gegenseitige Bestärken innerhalb des Chores werden wir mit der Zeit immer sicherer im Auftritt.
Fazit
Bühnenpräsenz ist ein fortlaufender Prozess, der viel Übung, Selbstreflexion und Mut erfordert. Bei Chorliebe verstehen wir Bühnenpräsenz als eine ganzheitliche Herausforderung, die sowohl unsere Technik als auch unsere Fähigkeit zur emotionalen Kommunikation umfasst. Durch das regelmäßige Auftreten, die Bewältigung von Lampenfieber und die bewusste Gestaltung unserer Auftritte als Gesamtkunstwerk kommen wir unseren Zielen Schritt für Schritt näher. Mit jeder Aufführung wächst unser Selbstvertrauen, und unsere Freude an der Bühne überträgt sich auf das Publikum – so wird jede Darbietung zu einem einzigartigen Erlebnis.