Songauswahl im Chor

Mitreden bei der Songauswahl? So gelingt’s!

Wie du als Chorleitung deinen Chor an der Lied-Auswahl beteiligen kannst, ohne musikalische Kompromisse zu machen

Die Liedauswahl für deinen Chor ist eine Kunst für sich: Einerseits möchtest du die Sängerinnen und Sänger in den Entscheidungsprozess einbeziehen, um ihre Motivation und Identifikation mit dem Repertoire zu stärken. Andererseits gibt es klare musikalische und organisatorische Kriterien, die ein Lied erfüllen muss, damit es für den Chor geeignet ist. Einfach nach dem Prinzip „Welches Lied mag ich?“ zu entscheiden, führt schnell zu Frustration – sowohl bei dir als Chorleitung als auch bei den Chormitgliedern.

In diesem Beitrag zeige ich dir, wie du deine Sänger aktiv einbinden kannst, ohne dabei die musikalischen Anforderungen aus den Augen zu verlieren.

Erkläre die Rahmenbedingungen

Bevor dein Chor Vorschläge machen oder mitentscheiden kann, müssen die Sängerinnen und Sänger verstehen, welche Kriterien ein Lied erfüllen muss, um ins Repertoire aufgenommen zu werden. Hier einige Beispiele:

  • Stimmumfang: Ist das Lied für die Stimmlagen des Chores machbar? Gibt es extreme Höhen oder Tiefen, die problematisch sein könnten?
  • Schwierigkeitsgrad: Passt der Schwierigkeitsgrad zur musikalischen Kompetenz des Chores
  • Arrangement: Gibt es ein geeignetes Arrangement für Chöre (ggf. mit Klavierbegleitung oder a cappella)?
  • Thema: Passt das Lied inhaltlich und stilistisch zum Chor und zum geplanten Konzertprogramm
  • Publikumstauglichkeit: Wird das Lied beim Publikum gut ankommen? Ist es zu speziell oder vielleicht zu bekannt?

Diese Kriterien kannst du in einer Probe kurz erklären, vielleicht sogar in Form einer kleinen Checkliste, die alle mitnehmen können.

2. Treffe eine gezielte Vorauswahl

Als Chorleitung bist du die Expertin oder der Experte, wenn es um das Repertoire geht. Um deinen Chor aktiv einzubinden, ohne dass Chaos entsteht, kannst du die Auswahl in zwei Schritten strukturieren.

Erster Schritt: Das Genre bestimmen

Bevor du einzelne Lieder vorschlägst, kannst du deinen Chor zunächst über das Musikgenre abstimmen lassen, aus dem der nächste Song stammen soll. Dabei spielen sowohl der Geschmack der Sängerinnen und Sänger als auch die musikalische Vielfalt des bestehenden Repertoires eine Rolle. Ziel ist es, Abwechslung zu schaffen und gleichzeitig das Repertoire harmonisch zu ergänzen. Beispiele für mögliche Genres könnten sein:

    • Pop
    • Jazz
    • Gospel
    • Schlager
    • Musical
    • Oldie
    • Folk / Country
    • Pop-Ballade
    • Disney-Hymne

Besprich die Genres kurz mit deinem Chor und lass die Sänger abstimmen – zum Beispiel per Handzeichen oder mit einer kleinen Umfrage. So beziehst du alle ein, ohne direkt in die Details zu gehen.

Zweiter Schritt: Auswahl innerhalb des Genres

Sobald das Genre feststeht, triffst du eine gezielte Vorauswahl von drei Liedern, die alle in dieses Genre passen und die musikalischen Anforderungen erfüllen. Diese Lieder stellst du dem Chor vor, zum Beispiel mit kurzen Hörbeispielen, und lässt die Sängerinnen und Sänger über ihren Favoriten entscheiden.

Dieser zweistufige Prozess – zuerst das Genre, dann die konkrete Songauswahl – hat mehrere Vorteile:

    • Dein Chor fühlt sich aktiv eingebunden, ohne überfordert zu werden.
    • Die musikalischen und organisatorischen Kriterien bleiben gewahrt.
    • Es entsteht eine Abwechslung im Repertoire, die sowohl deine Sänger als auch das Publikum begeistert.

3. Bewerte Lieder gemeinsam statt nur abzustimmen

Um den Entscheidungsprozess noch interaktiver zu gestalten, könnt ihr Lieder gemeinsam nach bestimmten Kriterien bewerten. Eine Methode dafür könnte so aussehen:

  • Hörbeispiele: Spiele kurze Ausschnitte der Lieder vor, damit alle sich ein Bild machen können.
  • Bewertung nach Kriterien: Lasst die Lieder anhand von Aspekten wie „Emotionalität“, „Energie“ oder „Publikumstauglichkeit“ bewerten – zum Beispiel auf einer Skala von 1 bis 5
  • Diskussion: Gib Raum für eine kurze Diskussion über die Favoriten, aber achte darauf, dass diese konstruktiv bleibt.

Horizont erweitern: Mehr als nur den persönlichen Geschmack einfließen lassen

Laiensängerinnen und -sänger bewerten neue Songs oft nur nach ihrem persönlichen Musikgeschmack, da sie sich noch schwer vorstellen können, wie ein Lied im Chor klingen wird. Dabei geht häufig verloren, wie ein Song im Kontext eines Chores wirken kann – zum Beispiel, weil er harmonisch besonders reizvoll oder rhythmisch spannend ist.

Um den musikalischen Horizont deines Chores zu erweitern, kannst du die Bewertung um weitere Kriterien ergänzen, die einen differenzierteren Blick ermöglichen. Zum Beispiel:

– Wie **energetisch** ist das Lied? Passt es zu einem lebendigen, mitreißenden Teil des Programms?

– Wie **romantisch oder emotional** ist das Stück? Könnte es bei einem ruhigeren, gefühlvollen Moment im Konzert eingesetzt werden?

– Ist es **harmonisch ansprechend**? Gibt es interessante Akkordfolgen oder besondere Klangfarben?

– Wie **rhythmisch abwechslungsreich** ist das Lied? Könnte es den Chor fordern und weiterentwickeln?

Mit solchen Kriterien hilfst du deinem Chor, über den eigenen Geschmack hinauszusehen und die Lieder aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Dadurch wird die Bewertung fundierter und die Entscheidung über das Repertoire stärker mitgetragen.

4. Nutze Umfragen

Eine weitere Möglichkeit ist, nach der Vorauswahl eine Umfrage (z. B. online über Tools wie Google Forms) durchzuführen. Die Umfrage könnte so gestaltet werden, dass deine Chormitglieder ihre Favoriten aus der Liste auswählen können. Alternativ können sie zu jedem Lied eine kurze Rückmeldung geben, etwa mit einer Skala von „Gefällt mir sehr gut“ bis „Gar nicht mein Geschmack“.

Durch eine Umfrage fühlen sich die Sängerinnen und Sänger ernst genommen, und du behältst die Kontrolle über die Auswahl.

5. Probeläufe mit neuen Liedern

Manchmal hilft es, ein Lied einfach auszuprobieren, bevor es endgültig ins Repertoire aufgenommen wird. Plane kleine Probesessions mit den Favoriten des Chores ein. So kannst du direkt sehen, ob das Lied wirklich für deinen Chor geeignet ist und wie es bei den Sängerinnen und Sängern ankommt.

6. Kommuniziere transparent

Das Wichtigste bei der Einbindung deines Chores ist Transparenz. Wenn ein Lied am Ende nicht ausgewählt wird, obwohl es viele Stimmen erhalten hat, solltest du erklären, warum. Zum Beispiel: „Das Lied ist wunderschön, aber der Stimmumfang wäre für die Alt-Stimmen zu belastend.“ So vermeidest du Enttäuschung und schaffst Verständnis.

Fazit

Die Beteiligung deines Chores an der Liedauswahl ist kein Hindernis, sondern eine Chance, die Motivation und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken – wenn der Prozess gut strukturiert ist. Mit klaren Kriterien, einer sinnvollen Vorauswahl und einem transparenten Entscheidungsprozess kannst du sicherstellen, dass deine Sängerinnen und Sänger sich eingebunden fühlen, ohne dass die musikalische Qualität darunter leidet.

Am Ende profitiert ihr alle: Dein Chor singt Lieder, die Spaß machen und machbar sind, und du kannst deine musikalischen Ziele umsetzen.

teilen?

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen