Blog
Was ist eigentlich „Close Harmony“?
Close Harmony ist eine Gesangsform, bei der harmonische Akkorde und Dissonanzen zwischen mehreren Stimmen erzeugt werden, indem die Stimmen so eng wie möglich nebeneinander angeordnet werden und oft auf ähnlichen Tonhöhen singen. Die Harmonien sind so arrangiert, dass sie einen dichten, gemeinsamen Klang erzeugen, bei dem jede Stimme einen wichtigen Teil zur Schaffung des Gesamtklangs beiträgt. Häufig singen die Stimmen homofon – also mit gleichem Rhythmus und Text. Diese Art des eng-lagigen Arrangements findet man in verschiedenen Musikstilen, wie der Folk- und Countrymusik, der Jazzmusik und der Barbershopmusik.
Wieviele Stimmen braucht man für Close Harmony?
Close Harmony kann zwei, drei- oder mehrstimmig sein. Ein einfacher Akkord besteht naturgemäß aus drei Tönen. C-Dur zum Beispiel aus C, E und G. Wenn diese drei Töne so eng wie möglich beieinander liegen, nennt man das Close Harmony. Wenn sie so weit wie möglich auseinander liegen, der Klang also gespreizt ist, nennt man das Open Harmony. Close Harmony singt man daher besser mit ähnlichen Stimmen (nur Frauen, nur Männer oder tiefe Frauenstimmen zusammen mit hohen Männerstimmen), Open Harmony am besten in einem gemischten Ensemble mit sehr tiefen Männerstimmen und sehr hohen Sopranstimmen.
Es gibt hierbei einfache, harmonische Klänge, wie Dur und Moll-Dreiklänge, wie sie in der Pop- und Countrymusik verwendet werden. Diese klaren, schlichten Klänge haben eine besondere Wirkung auf SängerInnen und ZuhörerInnen, wenn sie sauber und synchron gesungen werden. Sie gehen oft direkt ans Herz. Nur diese Art von einfachen Harmonien könnten von einem dreistimmigen Ensemble a cappella gesungen werden, da jede Stimme einen der Töne des Dreiklangs übernehmen kann. Bei Septim-Akkorden fehlt bereits eine Stimme für den vollständigen Akkord, da dem normalen Dreiklang, bestehend aus 1., 3. und 5. Stufe noch die 7. Stufe hinzugefügt wird. Man braucht also vier Stimmen, um den ganzen Akkord erklingen zu lassen. Für einen C7 Akkord braucht man also zunächst den Dreiklang C (1.Stufe), E (3. Stufe) und G (5. Stufe) und dazu noch das B (7. Stufe). Für einen C7/9 Akkord, fügt man dem Ganzen noch die 9. Stufe (D) hinzu. Man bräuchte also fünf Stimmen, um den ganzen Akkord singen zu können.
In der Jazzmusik gibt es eigentlich immer diese komplexen Akkorde. Dem Grund-Dreiklang werden weitere Töne hinzugefügt oder ausgetauscht. Diese Akkorde können nicht mehr mit drei Tönen gebildet werden! Daher wird dreistimmiger Close Harmony Gesang von einem oder mehreren Instrumenten begleitet, die die Akkorde in vollem Umfang spielen können. Die Gesangstimmen suchen sich dann quasi die Töne aus den Akkorden aus, die am engsten liegen. Dies klingt sehr interessant, lebt von Reibungen und Dissonanzen, die sich dann wieder auflösen. Aufgrund der noch engeren Lagen (manchmal liegen zwei Töne z.B. direkt nebeneinander) ist dies schwieriger zu singen und erfordert mehr harmonisches Verständnis und/oder Gefühl.
Aus diesem Grund ist Close Harmony, wenn a cappella gesungen, mindestens vierstimmig, da man mit vier Stimmen schon eine ganze Menge mehr Akkorde singen kann. Barbershop-Arrangements haben zum Beispiel viel Septakkorde, da diese von vier Personen perfekt gesungen werden können. Außerdem können sehr schöne Reibungen erzeugt werden, wenn man die Septakkorde so umschichtet, dass Grundton und Septime direkt nebeneinander liegen. Close Harmony halt. Übrigens entstehen bei diesen Akkorden viele hörbare Obertöne, die im Barbershopgesang sehr wichtig genommen und viel trainiert werden. Durch sehr genaues Singen von Tonhöhen und einer feinen Abstimmung von Lautstärken und Vokalfärbungen entsteht der typische Expanded Sound, den alle Barbershopper so lieben.
Was macht die Wirkung dieser Musikrichtung aus?
Close Harmony ist eine faszinierende Art des Gesangs, die nicht nur aufgrund ihrer musikalischen Komplexität beeindruckt. Die enge Zusammenarbeit der Sängerinnen und Sänger erfordert ein hohes Maß an Präzision und Einfühlungsvermögen. Nur wenn jeder Einzelne seine Stimme perfekt beherrscht und sich nahtlos in das Ensemble einfügt, kann der harmonische Klang entstehen, der Close Harmony auszeichnet. Wichtig dabei ist, nicht zu verkrampfen bei all den Dingen, die man bedenken, üben und können muss. Stattdessen soll auf jeden Fall der Genuss, die Liebe zur Musik und der Spaß am Chorgesang für alle Beteiligten im Vordergrund bleiben.
Für einen perfekten, dichten Klang und ein maximales Erlebnis müssen nämlich nicht nur Töne und Rhythmen synchronisiert werden, sondern auch Vokale angeglichen und Sprache vereinheitlicht werden. Das i-Tüpfelchen ist dann noch der Abgleich vom musikalischen Feeling und der emotionalen Text-Interpretation. Doch es geht bei dieser Musikrichtung nicht nur um technisches Können. Vielmehr steht die emotionale Wirkung im Vordergrund: Der gemeinsame Gesang schafft eine Atmosphäre von Gemeinschaft und Verbundenheit, die sowohl für Zuhörer als auch für die beteiligten Musikerinnen und Musiker unvergesslich bleibt. Es ist daher kein Wunder, dass Close Harmony bis heute populär geblieben ist – obwohl sie bereits vor fast 100 Jahren ihren Ursprung hatte. Immer wieder finden sich neue Interpretationen dieses besonderen Stils in verschiedenen Genres wie Pop oder R&B. Auch wir bei den Sistaz versuchen, unsere ganz eigene Version von Close Harmony zu erschaffen!
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen